Turtleneck-Pain beim Radsport? Von Anna Biester

 

Rennradfahren ist eine beliebte Sportart, die nicht nur eine hervorragende Möglichkeit zur Verbesserung der Ausdauer bietet, sondern auch die Möglichkeit, die Natur zu genießen. Doch trotz dieser Vorteile klagen viele Rennradfahrer*innen über Nackenschmerzen, die sowohl die Freude am Sport mindern als auch die allgemeine Lebensqualität beeinträchtigen können. 

Nackenschmerzen sind eine häufige Beschwerde unter Rennradfahrer*innen. Studien zeigen, dass bis zu 70% der Fahrer*innen im Laufe ihres Radsports Nackenprobleme erleben. Diese hohe Prävalenz ist darauf zurückzuführen, dass das Rennradfahren eine spezifische Haltung erfordert, die den Nacken- und Schulterbereich stark beansprucht.

 

Wie kann sich der Turtleneck-Pain beim Rennradfahren äußern?

Typischerweise klagen Betroffene über:

  • Steifheit und Verspannungen im Nackenbereich
  • Schmerzen, die in die Schultern und Arme ausstrahlen können
  • Kopfschmerzen, die durch Verspannungen im Nacken ausgelöst werden
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Armen oder Händen

 

Diese Symptome können akut nach einer langen Fahrt oder chronisch, durch wiederholte Belastung, auftreten.

 

Ursachensuche…

Die Hauptursache für Nackenschmerzen beim Rennradfahren ist die spezifische Körperhaltung auf dem Rad. Beim Rennradfahren sitzt der Fahrende oft über lange Zeiträume in einer nach vorne gebeugten Position, wobei der Kopf nach oben gerichtet bleibt, um den Blick nach vorne zu ermöglichen. Demnach entstehen die Nackenschmerzen hauptsächlich durch die Überlastung und Verspannung der Muskulatur, die den Kopf in der nach vorne gebeugten Position stabilisiert. Diese Muskeln werden dauerhaft angespannt, um den Kopf in der aufrechten Position zu halten, während der Fahrende nach vorne blickt. 

 

Zusätzlich kann es durch die unnatürliche Position zu einer Kompression der Wirbelgelenke (Facettengelenke) und einer Irritation der Nervenwurzeln kommen. Diese Kompression und Irritation führen zu Schmerzen und können auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Armen verursachen. Ein weiterer Faktor ist die unzureichende Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskulatur aufgrund der statischen Haltearbeit, was zu einer Akkumulation von Stoffwechselendprodukten und einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden führt.

 

Folgende Faktoren können die Symptome verstärken:

  • Schlechte Fahrradeinstellung: Ein falsch eingestelltes Rad, insbesondere eine zu niedrige Lenkstange oder ein zu langer Vorbau, kann die Belastung im Nackenbereich erhöhen.
  • Mangelnde Flexibilität: Eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Brustwirbelsäule oder verkürzte Muskeln, wie z.B. die Brustmuskeln, können die Nackenmuskulatur zusätzlich belasten.
  • Muskuläre Dysbalancen: Eine schwache Rumpfmuskulatur führt oft dazu, dass die Nackenmuskulatur überlastet wird, um die Kopfhaltung zu stabilisieren.

 

Was kann ich gegen den Turtleneck-Pain tun?

Eine feste Kyphose der Brustwirbelsäule kann den Turtleneck-Pain auslösen, beziehungsweise verschlimmern. Deswegen ist es essentiell an der Brustwirbelsäulenaufrichtung zu arbeiten, damit der Körper mehr Kompensationsmechanismen hat. Außerdem verbessert eine aufgerichtete Brustwirbelsäule die Haltung beim Radfahren. 

Verschiedene Maßnahmen sind sinnvoll, um schmerzfrei vom Rad zu steigen:

  1. Ergonomische Anpassung des Fahrrads: Eine professionelle Fahrrad-Einstellung (Bike Fitting) kann helfen, die Belastung auf den Nacken zu reduzieren. Besonders die Höhe und Position des Lenkers und Sattels sollten optimiert werden.
  2. Kräftigungs- und Dehnübungen: Regelmäßige Übungen zur Kräftigung der Nacken- und Rückenmuskulatur sowie Dehnübungen für die Brust- und Nackenmuskulatur sind essenziell.
  3. Osteopathische Behandlungen: Eine osteopathische Therapie kann helfen, bestehende Verspannungen zu lösen, Fehlhaltungen zu korrigieren und die Beweglichkeit zu verbessern.

 

 

Fazit: Prävention ist der Schlüssel

Nackenschmerzen beim Rennradfahren sind weit verbreitet, aber vermeidbar. Durch die richtige Fahrradeinstellung, regelmäßige Übungen und gegebenenfalls osteopathische Behandlungen können viele Beschwerden gelindert oder sogar vermieden werden. Wer die richtige Haltung beim Fahren erlernt und pflegt, kann seinen Sport schmerzfrei genießen und ordentlich in die Pedale drücken!