Was ist Narbengewebe?
Narbengewebe entsteht, wenn der Körper auf Verletzungen der Haut oder tieferliegenden Strukturen reagiert. Dabei bildet er Kollagenfasern, um die Wunde zu verschließen und das Gewebe zu reparieren. Anders als gesundes Gewebe ist Narbengewebe jedoch weniger elastisch, weniger durchblutet und hat eine andere Faserausrichtung. Diese Eigenschaften können dazu führen, dass Narbengewebe nicht nahtlos in die umliegenden Gewebestrukturen integriert wird.
Wie entstehen Narben?
Narben können durch eine Vielzahl von Ursachen entstehen, darunter:
- Chirurgische Eingriffe
- Verletzungen wie Schnittwunden, Verbrennungen oder Schürfwunden
- Hauterkrankungen wie Akne oder schwere Ekzeme
- Entzündungen im Gewebe
- Traumatische Ereignisse wie Unfälle
Jede Narbe ist individuell, abhängig von Faktoren wie Verletzungsart, Heilungsprozess und genetischer Veranlagung.
Der Einfluss von Narbengewebe auf das Bindegewebe
Narben können weitreichende Effekte auf das umliegende Bindegewebe haben. Durch ihre veränderte Struktur und geringere Elastizität können sie Spannungen im Gewebe verursachen, die sich auf benachbarte Muskeln, Faszien, Nerven und sogar Organe übertragen. Diese Spannungen führen unter anderem zu:
- Bewegungseinschränkungen
- Schmerzen oder erhöhter Druckempfindlichkeit
- Durchblutungs- und Lymphflussstörungen
- Funktionseinschränkungen von Organen
Ein Beispiel: Eine Narbe nach einem Kaiserschnitt kann über das Bindegewebe Spannungen auf die Beckenorgane übertragen und so Rücken- oder Beckenschmerzen verursachen. Auch alte Narben, die vermeintlich gut verheilt sind, können über Jahre hinweg Beschwerden hervorrufen.
Außerdem kann eine Narbe am Brustbein (s. Bild) über die Rippen und die Brustkorbmuskulatur Schmerzen im Nacken verursachen. Die Narbe kann außerdem die Brustkorbmobilität beeinträchtigen, welches die Nacken- und Schulterschmerzen verschlimmern kann.
Wie behandelt die Osteopathie Narben?
In der Osteopathie werden Narben ganzheitlich betrachtet. Ziel ist es, die eingeschränkte Beweglichkeit und Funktion des Gewebes zu verbessern und die natürliche Balance des Körpers wiederherzustellen. Folgende Ansätze werden dabei genutzt:
Manuelle Techniken
Osteopathen können manuelle und fasziale Techniken anwenden, um Verklebungen und Spannungen im Narbengewebe und den umliegenden Strukturen zu lösen. Dadurch kann die Elastizität verbessert und die Durchblutung angeregt werden. Außerdem fördert dies die Beweglichkeit des Gewebes und reduziert Zugspannungen.
Viszerale Osteopathie
Falls Narben Spannungen auf innere Organe übertragen, kann die viszerale Osteopathie helfen, die Funktion der Organe zu verbessern und Beschwerden zu lindern.
Wann sollte eine Narbe behandelt werden?
Narben können sowohl frisch als auch nach Jahren behandelt werden. Besonders wichtig ist die Behandlung, wenn:
- Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten
- Spannungen oder "Ziehen" im Bereich der Narbe spürbar sind
- Die Narbe wulstig oder verhärtet ist
- Unklare Beschwerden auftreten, die auf eine Narbe zurückzuführen sein könnten
Fazit
Narben sind weit mehr als nur eine Erinnerung an vergangene Verletzungen. Sie können den gesamten Körper beeinflussen und Beschwerden verursachen, die auf den ersten Blick nicht mit ihnen in Verbindung stehen. Die osteopathische Behandlung bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um Narbengewebe zu integrieren und das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen.